Wir haben einen subcultalk mit Cedric von der Dellen geführt, einem sehr talentierten Tattoo Künstler und Gastgeber der Tattooing Workshops für Anfänger aus München, Deutschland.
Lest hier seine Antworten auf unsere 14 Fragen an ihn!
1. Was ist die Kunst, die du machst?
Meine hauptsächliche künstlerische Tätigkeit ist das Tätowieren. Dabei mag ich es am Liebsten auf die individuellen Körperstellen einzugehen und die Motive speziell darauf anzupassen, sodass Körper und Tattoo eins werden. Es handelt sich dabei um abstrakte Formen, meist wie sanfte Schwingungen, welche von mir als filigrane Linien oder Schattierungen ausgeführt werden.2. Wie hast du den Weg zu deiner Kunst gefunden?
Ich habe schon früh angefangen zu zeichnen und im Jugendalter mit Acrylfarben zu malen. Im Alter von 19 Jahren ließ ich mir mein erstes Tattoo stechen und im Laufe der Zeit wurde daraus eine Leidenschaft. Während meines Innenarchitektur-Studiums entsprang der Gedanke, selbst mit dem Tätowieren zu beginnen und dann war ich schnell sehr davon angetan.
3. Was ist der Grund, warum du deine Kunst weiterhin ausübst?
Ich liebe es, meine Kunst auf den verschiedensten Menschen zu verbreiten. Der Gedanke, dass Motive von mir überall auf der Welt herumspazieren könnten, zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Zudem erschafft man etwas, das einen selbst überdauert. Ebenfalls ein spannender Gedanke für mich persönlich.
4. Was tust du, wenn du das Gefühl hast, festzustecken?
Ich gehe lange spazieren oder joggen. Höre dabei Musik, die mich berührt. Wenn ich im Entwurfsprozess stecken bleibe, lasse ich es für eine Weile ruhen. Das bewirkt viel. Der iterative Ablauf in der Ausarbeitung eines Motivs kann entscheidend sein. Manchmal funktioniert es intuitiv und auf Anhieb. Manchmal muss man wieder und wieder darauf schauen und optimieren.
5. Wie gehst du mit Rückschlägen um?
Rückschläge haben mich in der Vergangenheit lange beschäftigt und heruntergezogen. Jedoch ist es wohl eine übliche Floskel, aber heute weiß ich, dass man aus den Rückschlägen nur stärker wird und merkt, was man alles bewältigen und anschließend daran wachsen kann. Es sind die tiefen Täler durch die wir schreiten und die Berge, welche wir erklimmen, die uns alle ausmachen.
6. Was ist dein persönliches Highlight während deiner gesamten künstlerischen Tätigkeit?
Es gibt nicht ein persönliches Highlight für mich. Es gibt einige Arbeiten, auf die bin ich rückblickend vielleicht besonders stolz oder welche mir sehr gefallen. Dann erinnere ich mich gerne an den Termin, die Kundin oder den Kunden zurück und was an diesem Tag entstanden ist.
7. Wann fühlst du dich am Produktivsten?
Wenn ich mit mir selbst im Reinen bin. Wenn ich genügend schlafe, mich fit halte - körperlich, wie psychisch. Ich muss konsequent selbstreflektiert an mir arbeiten, um mit mir und meinem Handeln eins zu werden. Entwerfen kann ich tatsächlich am besten in den Abendstunden. Das steht dann leider auch manchmal im Konflikt mit meiner angestrebten Schlafhygiene.
8. Was inspiriert dich am meisten?
Die Natur, gute Musik und der menschliche Körper selbst. Viele Formen sind in einer Art und Weise bereits vorgegeben. Manchmal kann es auch spannend sein, gerade diese aufzubrechen.
9. Hast du eine Vision oder ein Ziel, auf das du hinarbeitest?
Nicht konkret, weil ich gemerkt habe, dass sich die meisten Situationen zufällig aus der Sache heraus ergeben. Man steht immer wieder aufs Neue an Gabelungen im Leben - beruflich wie privat. An denen muss man Entscheidungen treffen. Wenn das Berufliche mit einer persönlichen Leidenschaft verschmilzt, wird es umso komplexer und man muss aufpassen, dass einen zu strikte Ziele oder Visionen nicht allzu sehr vereinnahmen.
10. Was ist für dich persönlich ein gut gelebtes Leben?
Ich möchte es schaffen mein Leben weitestgehend frei von gesellschaftlichen Zwängen gestalten zu können. Ich mag Entscheidungen über mein Leben aus eigenen Stücken treffen können und selbstbestimmt sein. Dass wir Geld verdienen müssen, um unseren Lebensunterhalt finanzieren zu können, ist gesetzt. Aber ich möchte nicht dem Geld hinterher eifern, sondern arbeiten weil es mir größtenteils Spaß macht und nicht im Geld das Glück suchen, sondern im Erleben von Momenten.
11. Was ist dein Lieblingsgefühl?
Das ist eine schwere Frage. Ich glaube ich strebe nach Gelassenheit, wenn man das als einen Gefühlszustand beschreiben könnte.
12. Welches Gefühl magst du am Wenigsten?
Angst. Sie ist zwar ein essenzieller Instinkt von uns Menschen. In Gefahrensituationen kann sie uns das Leben retten aber wenn sie in alltäglichen Situationen überhand nimmt, wird sie zum Hindernis. Ich habe lieber ein Gefühl von nötigem Respekt, statt von Angst.
13. Wovor hast du am meisten Angst?
Ich versuche zwar, es wie eben beschrieben nicht als Angst zu bezeichnen. Aber wenn man so will, habe ich großen Respekt davor die Kontrolle über meinen Körper und meine Gedanken zu verlieren. Ich meine damit unter anderem Krankheiten, gegen die man nichts unternehmen kann und man dem Schicksal ausgesetzt ist. Ich vermute der Gedanke daran bereitet den meisten Menschen Angst. Ich kann mich allerdings darin in weniger guten Zeiten recht stark verlieren.
14. Dein Guilty Pleasure?
Gutes Essen genießen oder bei schönem Sonnenschein den Tag mit engen Freund:innen genießen. Ich liebe es, wenn Abende mit Freund:innen spontan aus der Situation heraus entstehen, ohne große Planung. Wenn man sich einfach von der Laune treiben lässt.
Es scheint vielleicht komisch, das hier als Lieblingsvergnügen aufzuführen, aber ich mag es außerdem sehr, wenn ich mich mit meiner Faszienrolle oder Ball durchknete und spüre, dass es mir langfristig dadurch besser geht.
Um Cedric im wirklichen Leben kennenzulernen und das Tätowieren von ihm zu lernen, schaut euch seinen Tattoo-Workshop für Anfänger an, der regelmäßig in seinem Kunstatelier in einem geräumigen ehemaligen Fabrikgebäude in der Ridlerstraße in München stattfindet.
Für Kommentare, Wünsche und Gedankenaustausch, schreibt uns im Kommentarbereich unten!
Freue mich sehr, von euch zu hören :)
Eure Kat